Verbandlicher Auftrag
Dieser setzt sich zum Ziel, die gesunde Entwicklung des Einzelnen, der Familie und gesellschaftlicher Gruppen zu unterstützen, psychosozial bedingten Gefährdungen vorzubeugen bzw. entsprechenden Erkrankungen zu begegnen. Dabei vertreten wir, ausgehend von den Grundwerten des katholischen Glaubens, ein ganzheitliches Hilfeverständnis, das die physische, psychische, geistig-spirituelle und soziale Realität der Hilfesuchenden umfasst und als wichtige Leitlinie im Kontakt begreift.
Verständnis von Suchtgefährdung und -erkrankung
Abhängigkeit ist eine komplexe Erkrankung, die von vielfältigen schädigenden Auswirkungen auf die körperliche, psychosoziale und geistige Entwicklung begleitet wird. Sie ist gekennzeichnet durch das zeitweilige oder andauernde Unvermögen mit Suchtmitteln kontrolliert umzugehen.
Bei der Entwicklung süchtigen Verhaltens sind sehr unterschiedliche komplexe und sich wechselseitig bedingende Faktoren und Prozesse anzunehmen. Entstehung und Verlauf eines Missbrauches- und Suchtverhaltens werden beeinflusst von der Persönlichkeitsentwicklung und Erlebnisverarbeitung eines Menschen sowie von der Wirkung, die mit einem Suchtmittel beabsichtigt und erreicht wird (z.B. Anerkennung, Ausgleich fehlenden Selbstwertes, Angstbewältigung, Betäubung, Konfliktbewältigung usw.).
Das Suchtverhalten wird gleichzeitig in hohem Maße geprägt von psychosozialen Gegebenheiten, Werte- und Beziehungssystemen sowie Konsumgewohnheiten, in denen sich der gefährdete oder bereits abhängig gewordene Mensch bewegt und lebt.
Den Konsum von Suchtmitteln verstehen wir auf diesem Hintergrund als Selbstheilungsversuch, der dazu dienen soll, die eigenen Probleme zu bewältigen oder zumindest mit ihnen im individuellen Lebensalltag zurechtzukommen, um die Erfahrung des Scheiterns abzuwehren, in einer Gesellschaft, die Scheitern ausgrenzt oder. als individuelles Versagen definiert. Allerdings wird im Laufe der fortschreitenden Suchtentwicklung dieser misslingende Lösungsversuch selbst zum Problem, der weitere individuelle und soziale Konflikte bzw. Schädigungen mit sich bringen kann.
Das Suchtverhalten hat dabei die Bedeutung einer Ersatzbefriedigung, die an die Stelle der Befriedigung anderer (emotionaler, sozialer, spiritueller, etc.) Grundbedürfnisse tritt. Dadurch bekommt das Suchtverhalten die Funktion eines Symptoms oder eines „Indikators“, der auf dahinter liegende, verborgene Prozesse hinweist.
Wir unterstellen den Betroffenen eine – wenn auch auf ein untaugliches (Sucht-) Mittel setzende – Heilungsabsicht, die auch im weiteren Krankheitsverlauf vorhanden sein und im therapeutischen Prozess nutzbar gemacht werden kann. Deshalb setzen wir in unserer Arbeit insbesondere auf die Aktivierung der vorhandenen Ressourcen der Klientinnen und Klienten.
Als Caritaseinrichtung ist ein wichtiges Element unserer Fachlichkeit die Unterstützung der Hilfesuchenden bei der Suche nach einer eigenen Wertorientierung und damit auch nach religiöser Orientierung. Damit erhält die Botschaft von Glaube – Hoffnung – Liebe neue Aktualität. Unser Angebot steht den Hilfesuchenden unabhängig von Herkunft, sozialem Stand, Religion usw. offen.
Arbeitsprinzipien der ambulanten Suchtkrankenhilfe
Für die Suchtberatungsstelle gelten folgende Arbeitsprinzipien:
a) Arbeitsprinzipien, die sich vorwiegend auf die direkte Arbeit mit den Klientinnen und Klienten beziehen ( Abhängige, Angehörige, Partner, Kinder, Kollegen, Freunde, Vorgesetzte, etc.)
- Verbesserung der Lebensqualität als handlungsleitendes Prinzip
- Orientierung an den KlientInnen und deren Ressourcen
- Vertraulichkeit
- Freiwilligkeit
- Personelle Kontinuität
- Transparenz / Kommunikation
b) Arbeitsprinzipien, die sich vorwiegend auf Struktur und Arbeitsweise der Einrichtung beziehen
- Vernetzung (regional und im Therapieverbund)
- Bestmögliche Erreichbarkeit
- Kontinuierliche Weiterentwicklung
- Partnerschaft von Haupt- und Ehrenamt
- Fachliche und persönliche Weiterqualifikation der MitarbeiterInnen
- Dokumentation
- Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit